Die Edelkastanie (Castanea sativa), auch Ess- oder Echte Kastanie, gehört der Familie der Buchengewächse an, kann 150 bis 180 Jahre alt werden (in seltenen Fällen bis zu 500 Jahre) und eine maximale Höhe von 35 Metern erreichen.
Verbreitet ist sie heute in milden Gebieten West-, Süd-, und Mitteleuropas. Eine nördliche Grenze der geschlossenen Verbreitung lässt sich von Nordspanien, Frankreich über die Balkanhalbinsel bis nach Vorderasien ziehen. Bei uns in Deutschland ist sie in einem Gürtel zwischen dem Taunus im Osten und dem Saarland im Westen relativ häufig zu finden. Da die Edelkastanie in der Regel ein ganzjährig mildes Klima benötigt, liegen die Schwerpunkte der Verbreitung in Regionen mit klimatisch günstigen Bedingungen für den Weinbau sowie Bergtälern mit häufigen warmen Winden, wie zum Beispiel die Föhntäler an der Alpennordseite. Darüber hinaus wird die Edelkastanie gerne als Zierbaum in Park- oder Gartenanlagen gepflanzt.

Wie bereits erwähnt bevorzugt die Edelkastanie eher milde Gefilde, übersteht aber auch extreme Temperaturen von bis zu -25 Grad. Der wärme- und lichtliebende Baum benötigt lockere und tiefgründige sowie kalifreie, saure Böden und verträgt keine extremen Temperaturschwankungen und Spätfröste. Der Nährstoffbedarf der Edelkastanie ist gering. Zudem ist sie äußerst empfindlich gegenüber Spätfrösten. Auf der Alpensüdseite gedeiht sie bis etwa 1500 m ü. M., nördlich der Alpen höchstens bis 1000 m. ü. M.
Edelkastanien erreichen Höhen von bis zu 35 Metern und einen Stammdurchmesser von mehr als 2 Metern. Die mittelgroße und sommergrüne Halbschattenbaumart weist mit zunehmendem Alter eine hochgewölbte und breit ausladende Krone mit eher dicken, kurzen Ästen auf.Anfänglich ist ihre Rinde glatt und olivbraun und entwickelt sich im Alter zu einer netzförmigen, graubraunen, rissigen Borke. Die etwas ledrigen, zungenförmigen, stachelig spitzigen, wechselständigen 12 bis 30 Zentimeter lang gestielten Laubblätter sind sattgrün glänzend und am Blattrand gezähnt.

Etwa ab Anfang Juni beginnt die Blütezeit. Hier fallen vor allem die männlichen Blütenstände ins Auge, die in gelblich-weißen, bis 30 Zentimeter langen, perlschnurartig angeordneten und unangenehm riechenden Kätzchen herunterhängen.Aus den befruchteten Blüten entstehen braungelbe, stachelige 6 – 10 cm große stachelige Fruchtbecher, die bis zu drei braune Nüsse umschließen und im Herbst vom Baum fallen. Diese werden Kastanien oder Maronen genannt.

Auf den von ihr bevorzugten Böden ist die Edelkastanie ein sehr konkurrenzfähiger Baum und ist in der Lange viele andere Baum- und Straucharten zu verdrängen. Aufgrund ihrer Strukturvielfalt zählen lichte Wälder und Streuobstbestände mit Edelkastanien zu den wertvollsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Sie dienen einer Vielzahl von Insekten und anderen Tieren als Lebens- oder Nutzraum. Zudem konnten an ihnen seltene Flechten und Moosarten nachgewiesen werden, die in Mitteleuropa zum Teil bereits als ausgestorben galten. Oft bieten insbesondere ältere Bäume Totholzbestände. Die vorhandenen Hohlräume dienen vielen Vögeln als Nist- und Lebensraum.
Die forstliche Bedeutung der Edelkastanie ist insgesamt eher gering. Doch im Zuge der globalen Klimaerwärmung und dem dadurch erforderlichen Waldumbau hin zu klimatisch angepassten Wäldern, wird sich die Bedeutung durch ihre Eigenschaft als wärmebeständiger Baum vermutlich erhöhen.