Am 24. Oktober wurde die Robinie (lat. Robinia pseudoacacia) in Berlin zum Baum des Jahres 2020 gekürt. Mit ihren Fliederblättern und duftend weißen Blüten sei die Baumart ein schöner Farbtupfer in Deutschlands Parks, Gärten und Wäldern, teilte die Stiftung Baum des Jahres mit.
Die vor über 300 Jahren in Mitteleuropa eingeführte Robinie stellt für unsere heimische Flora eine Konkurrenz dar, denn sie ist eine Spezialistin im Besiedeln von unwirtlichen Lebensräumen wie Dünen oder extrem kargen Böden. Dies ist möglich, da die Robinie Symbiose mit Rhizobien betreibt – Bakterien, die in Knöllchen an ihrer Wurzel leben und Luftstickstoff fixieren können.
Doch die Robinie ist nicht unumstritten, denn als Neophyt (durch den Menschen eingeführte Pflanze) kann sie andere, heimische Pflanzen verdrängen. Denn ursprünglich stammt die Baumart aus Nordamerika westlich des Mississippi. Dennoch wird die Robinie wegen ihrer hohen Widerstandsfähigkeit als ein möglicher Hoffnungsträger im Klimawandel angesehen, da sie auch auf schwierigen Bodenverhältnissen wachsen kann.
Eine Robinie kann eine Wuchshöhe von bis zu 25 Metern erreichen und mehr als 150 Jahre alt werden. Die lichtliebenden Bäume fallen vor allem in ihrer Blütezeit zwischen Mai und Juni durch ihre traubenförmig hängenden duftenden Schmetterlingsblüten ins Auge. Das sehr biegsame Holz der Robinie wird auch heute noch im Möbel- und Schiffsbau verwendet und das witterungsbeständige Robinienholz gilt besonders bei der Herstellung von Gartenmöbeln als hervorragende Alternative zu Tropenhölzern.
In Deutschland wurden die ersten Robinien 1670 im barocken Lustgarten des Berliner Stadtschlosses gepflanzt. Als Park-, und Alleebaum wird die Robinie nach wie vor genutzt und hat ihren Platz auch innerhalb der Städte und in kleineren Privatgärten gefunden. Heutzutage findet man sie auch wieder zunehmend innerhalb von Ortschaften, da sie recht salz- und immissionstolerant ist und gut mit dem städtischen Klima zurechtkommt. Vor allem aber wird sie aufgrund ihres dichten, weit in die Breite reichenden Feinwurzelsystems zur Bodensicherung an Bahndämmen, Straßenböschungen oder Steilhängen eingesetzt.
Der Anteil von Robinien in deutschen Wäldern ist insgesamt gering und beträgt lediglich etwa 0,1 Prozent, wobei der Großteil in Brandenburg und den angrenzenden Gebieten von Sachsen-Anhalt zu finden ist. Die Robinie steht mittlerweile auf der Liste der invasiven Baumarten. Dadurch darf sie auch nicht mehr ohne Genehmigung in die Natur ausgebracht werden, um sicherzustellen, dass sie nicht in bedrohliche Nähe zu schutzwürdigen Gebieten gerät.