Ungefähr jeder vierte Baum in deutschen Wäldern ist eine Fichte, in Bayern sogar fast jeder zweite! Der Grund hierfür liegt in der ausgeprägten Nutzung der Wälder im Mittelalter und vor der Industriellen Revolution, welche zu einem Tiefstand der Bewaldung zu Beginn des 19. Jahrhunderts führt. Zeitgleich stieg damals der Holzbedarf enorm an, denn der Bergbau, die Eisenverhüttung, die Bauwirtschaft und auch die Energiegewinnung waren auf die Ressource Holz angewiesen. Also musste eine Lösung für die drohend Holznot gefunden werden. Aus diesem Grund wurden kahle Gebiete gezielt mit der ertragreichen, anspruchslosen Fichte aufgeforstet. So ist es allein dem Menschen zu verdanken, dass die Fichte zur häufigstem Baumart in Mitteleuropa wurde.
Die Folgen sind bis heute sichtbar: in deutschen Wäldern stehen rund 1207 Mio. Kubikmeter Fichtenholz. Dies entspricht etwa einem Drittel des gesamten hiesigen Holzvorkommens. Dank ihres schnellen Wachstums und der ausgezeichneten Holzeigenschaften ist die Fichte bis heute der wichtigste Baum der Forstwirtschaft.
Natürliche Verbreitungsgebiete der Fichtenwälder sind Gebiete ab circa 650 Höhenmetern wie die höheren deutschen Mittelgebirge (Erzgebirge, Fichtelgebirge, Thüringer Wald, Harz), das Alpenvorland und die Alpen. Denn die Fichte bevorzugt kühle und feuchte Standorte. Im Gegenansatz zu den Fichtenmonokulturen in tieferen Lagen wachsen die Bäume hier nicht so dicht. Dadurch bieten die Wälder vielen Tierarten einen Lebensraum, hauptsächlich Vogelarten wie der Haubenmeise oder dem Schwarzspecht.
Die Krone der Fichte ist ganzjährig mit Nadeln bestückt. Fichtennadeln sind immergrün und bleiben in der Regel 6 bis 13 Jahre an den Zweigen, bevor Sie verschlissen sind und erneuert werden. Im Schnitt erreichen die Bäume eine Wuchshöhe von 20 bis 60 Metern.
Fichten besitzen recht flache Wurzeln, wodurch sie besonders anfällig für Windwurf sind. Die durch den Klimawandel zunehmenden extremen Wetterereignisse wie Stürme bedrohen die großflächigen Fichtenwälder, vor allem wenn Sie in Monokulturen angepflanzt sind. Auch hierhin liegt einer der Gründe, warum der Fichtenbestand in Deutschland seit einigen Jahren deutlich zurückgeht. Dies zeigt erneut wie notwenig einer Durchmischung unserer Wälder ist!