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Monthly Archives: März 2018

Kiefern – die Meister der Anpassung

Die Waldkiefer ist eine der stressresistentesten heimischen Baumarten und in der Standortwahl genügsam und recht anspruchslos. Daher findet man sie in den unterschiedlichsten Regionen Mitteleuropas: auf extrem sauren und feuchten Moorböden, auf sandig-trockenem Grund, in heißen sowie in frostig kalten Klimazonen. Zudem sind Kiefern durch ihre Samen, welche mit speziellen Drehflügeln ausgestattet sind, Meister der Verbreitung. Der kleine leichte Samenkörper wird während des Fluges in Rotation versetzt, wodurch er mehrere Kilometer weit fliegen kann. Die dichte Oberfläche der Kiefernnadeln verhindert die übermäßige Wasserverdunstung und führt somit zu einer optimalen Anpassung an Trockenheit.

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Trotz dieser Eigenschaften kommt die Kiefer nur recht spärlich in unseren Gefilden vor, denn der Nadelbaum hat besonders in der Keimungs-, und Jugendphase ein hohes Lichtbedürfnis. Hierin liegt die entscheidende Schwachstelle der Kiefer, welche zu einer Konkurrenzschwäche gegenüber anderen Baumarten führt. Denn im Schatten anderer Bäume gibt es für die Kiefer keine Überlebenschance. Gleichzeitig benötigt sie zur Keimung weitgehend offene, freie Bodenstellen, was bedeutet, dass Streu-, oder Humusschichten eine gelungene Ansiedlung verhindern.

Aus diesem Mix an Eigenschaften wird ersichtlich, warum sich Kiefern häufig an exponierten, konkurrenzarmen Standorten ansiedeln und sie oft nach Stürmen oder Bränden als Pioniergesellschaften in Erscheinung treten. Die Kieferkeimlinge wachsen rasch und können zumindest kurzzeitig an den neu geschaffenen Standorten dominieren, auf denen die Konkurrenz durch natürliche äußere Einflüsse zurückgedrängt wurde.

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Doch ungeachtet ihrer recht kargen Verbreitung spielen Kiefernbäume eine wichtige Rolle für den Artenschutz und die Biodiversität. Aufgrund der lichten Kronen dringt viel Licht bis ins Unterholz vor und schafft optimale Wuchsbedingungen für eine Vielzahl anderer, oft bedrohter Pflanzen wie das Heideröschen oder die Felsenschaumkresse.

Die Kiefernwald-Gesellschaften zählen heute zu den artenreichsten Vegetationstypen in Mitteleuropa. Für einige Moosarten, Flechten, krautige Gewächse und gefährdete Pilzarten stellt die Kiefer einen essentiellen Teil des Lebensraumes dar. In Deutschland sind mittlerweile nahezu alle natürlichen Standorte der Kiefer gesetzlich geschützt. Denn selbst die stresstolerante Kiefer ist akut gefährdet und könnte ohne die notwendigen Schutzmaßnahmen aus den heimischen Wäldern verschwinden: allein zwischen 2002 und 2012 sind 85.000 Hektar Kiefernwald verloren gegangen.

Die Schüchternheit der Bäume

Wusstet ihr, dass Bäume schüchtern sein können?

Nicht erst seit dem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben wissen wir, dass Bäume und andere Pflanzen sehr lebendige und komplexe Lebewesen sind, die miteinander kommunizieren und sich aktiv gegen Umwelteinflüsse (z.B. Fressfeinde) wehren.

Doch wissenschaftliche Untersuchungen beschäftigen sich bereits seit den 1920er Jahren mit einer anderen besonderen sozialen Eigenschaft der Bäume.

Denn vielleicht ist es euch schon aufgefallen: Im dichten Blätterdach des Waldes halten viele Baumarten Abstand zum Nachbarn. Im Englischen wird das Phänomen Crown shyness genannt, die „Kronen-Schüchternheit“. Die Kronen der Bäume halten höflich Abstand zueinander und breiten ihr Blätterdach nur so weit aus, dass sie ihren Nachbarn nicht berühren. Doch was ist der Grund für diese Zwischenräume?

Quelle: Wikipedia
Quelle: Wikipedia

Es mag zu bezweifeln sein, dass der wahre Grund dieses Phänomens tatsächlich in der Schüchternheit der Bäume liegt. Über die genaue Ursache gibt es verschiedene Theorien: Einige Experten gehen davon aus, dass die Bäume Verschattung vermeiden wollen und daher das Wachstum der äußeren Zweige nur so lange fortführen, bis sie sich den Blättern des Nachbarn nähern. Andere vermuten, es handle sich um eine reine Schutzmaßnahme gegen fressende Insektenlarve.

Eine weitere Gruppe von Forschern führt den gleichmäßigen Abstand zwischen den einzelnen Baumkronen auf Berührungen bei Wind zurück. Begründet wird diese Theorie mit der These, dass die Bäume ihr Wachstum als Schutz vor größeren Schäden einstellen, wenn sie mit ihren äußeren Zweigen bei stärkerem Wind mit ihren Nachbarn in Berührung kommen.

Quelle: Wikipedia
Quelle: Wikipedia

Für diese These liegen zudem bereits spannende wissenschaftliche Ergebnisse vor: In Mischwäldern haben Forscher das Verhalten von Hainbuchen, Rotbuchen, Eschen und Linden untersucht und beobachtet, dass die verschiedenen Arten differenzierte Verhaltensweisen zeigen und unterschiedlich empfindlich auf Berührung reagieren: So halten die Kronen der Eschen und Buchen einen Mindestabstand von einem Meter zueinander. Buchen und Linden kommen sich währenddessen sehr viel näher.

So scheinen auch Bäume unterschiedliche Sympathien füreinander zu hegen!