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Monthly Archives: Februar 2018

Ausruhen. Abschalten. Auftanken.

Ein Waldspaziergang an der frischen Luft tut gut, das spürt man instinktiv. Den Heilkräften des Waldes wird tatsächlich eine abhärtende, beruhigende und aktivierende Wirkung auf den Menschen zugesprochen. Daran hat die Waldluft einen großen Anteil, denn laut verschiedener Studien hebt alleine der bloße Aufenthalt im Wald unsere Stimmung und fördert die Entspannung. Dass die Waldluft eine gesundheitsfördernde Wirkung mit sich bringt wird schon lange vermutet und im Jahr 2004 konnten Wissenschaftler in einem medizinischen Experiment die wohltuende Auswirkung des sogenannten „Waldbadens“ auch wissenschaftlich nachweisen.

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Das Waldbaden stammt aus Japan (jap. Shinrin Yoku) und wird auch in Europa in den letzten Jahren immer bekannter und beliebter. 1982 prägte das japanische Ministerium für Landwirtschaft, Forst und Fischerei den Begriff des „Shinrin Yoku“. Ins Deutsche übersetzt bedeutet es “Baden in der Waldluft” oder auch „Waldbaden“. In Japan zählt Waldbaden mittlerweile offiziell zur Gesundheitsvorsorge und stellt eine amtliche Anweisung aus Gesundheitsgründen dar.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Studien haben erwiesen, dass ein Aufenthalt im Wald eine positive Stimulation auf unser Immunsystem mit sich bringt. Stress und depressive Stimmungen, welche häufig als moderne „Zivilisationsschäden“ gelten, werden verringert, sodass das Waldbaden unser physisches und psychisches Wohlergehen fördert. Jeder Atemzug im Wald führt zu einer Aufnahme jener bioaktiven Substanzen, die von den Bäumen und Pflanzen an die Luft abgegeben werden. Diese gasförmigen Substanzen dienen eigentlich der pflanzlichen Kommunikation und gehören in die Stoffgruppe der sogenannten Terpene. Wissenschaftliche Experimente haben gezeigt, dass die Aufnahme der Terpene über die Lunge in unser Blutkreislaufsystem zu einer deutlichen Steigerung von Aktivität und Anzahl der natürlichen Killerzellen im Blut des Menschen führt und somit eine positive Wirkung auf unser Immunsystem hat.

So könnte man die Waldluft auch als „Medizin zum Atmen“ bezeichnen – und das ganz ohne Rezept.

Das Waldgebiet des Jahres 2018: Wermsdorfer Wald

 

Erneut hat sich der Bund Deutscher Forstleute (BDF) für ein “Waldgebiet des Jahres“ entschieden.

Die Auszeichnung „Waldgebiet des Jahres“ erhalten vorbildlich und in allen Bereichen nachhaltig bewirtschaftete Ökosysteme. Nachdem 2017 der Frankenwald das Rennen machte, wird der Titel in diesem Jahr an den Wermsdorfer Wald verliehen und geht somit erstmals in den Freistaat Sachsen.

Der Wermsdorfer Wald ist ein circa 5.100 ha umfassendes Waldgebiet im Nordosten des Forstbezirkes Leipzig und bildet in Sachsen die geographische Mitte zwischen der Residenzstadt Dresden und der Messestadt Leipzig. Die Landschaft rund um die namensgebende Stadt Wermsdorf wurde maßgeblich im Zeitalter des Pleistozäns (ca. 1,6 und 2,4 Mio. Jahre bis 10.000 Jahre vor heute) geformt. Sie ist durch Forst-, Land- und Fischereiwirtschaft geprägt und stellt einen repräsentativen Ausschnitt des Nordsächsischen Platten- und Hügellandes dar.

Laut BDF fiel die Wahl auf den Wermsdorfer Wald, „weil es hier in besonderer Weise gelingt, die forstliche Nutzung in Einklang mit dem Naturschutz und der Erholungsnutzung zu bringen“ (Bund Deutscher Forstleute 2018). Die Ansprüche an den Wald sind vielfältig: er dient als Erholungswald, als Schutzzone der biologischen Vielfalt, als Holzlieferant und als Arbeitsstätte. In direkter Nähe zu Leipzig stellt er eines der wenigen größeren zusammenhängenden Waldgebiete dar.

Charakteristisch für den Wermsdorfer Wald sind die markanten Eichen und Buchen, große Teichflächen, sowie eine große Vielfalt verschiedener Nutzungsfunktionen. Einerseits bietet er als großes, unzerschnittenes Waldgebiet den idealen Rückzugsraum für verschiedene, bedrohte und seltene Tierarten wie Seeadler, Schwarzstorch und Uhu. Die Kombination aus Wald und Wasserflächen stellt besonders für seltene Wasservögel und Amphibien ideale Lebensbedingungen dar. Zudem ist er ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die regionale Forst- und Holzbranche. Der Vergleich mit Daten aus den 1930er Jahren zeigt einen deutlichen Wandel der Baumartenverteilung: Der einst dominante Nadelholzanteil von 91 Prozent hat sich durch die Arbeit der Forstleute reduziert. Aktuell überwiegt der Laubholzanteil und liegt bei 51 Prozent. Dabei bilden Eichen, Buchen und Kiefern den Hauptanteil der Laubmischwälder.

Die Auszeichnung „Waldgebiet des Jahres“ gilt nicht nur den Wäldern selbst, sondern auch im Besonderen den Waldeigentümern und Forstleuten vor Ort, die durch ihre Arbeit die gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald in Einklang bringen und so ein ausgeglichenes Zusammenspiel zwischen Naturschutz und Waldwirtschaft fördern. „Die Forstleute des Wermsdorfer Wald bewirtschaften „ihren“ Wald naturnah und verantwortungsvoll und sorgen mit zahlreichen Partnern für den nachhaltigen Schutz, eine sorgfältige Pflege und ermöglichen so die vielfältige Nutzung“, sagt Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender des BDF. Darüber hinaus sei „das bereits jahrzehntelange Engagement für den Waldumbau von Nadel- zu Laubholz, der Einsatz von regionalen Dienstleistern sowie der Absatz des Holzes vorwiegend vor Ort“ besonders bemerkenswert.

Der Wermsdorfer Wald ist ein schönes Beispiel dafür, dass eine zukunftsorientierte, integrative Forstwirtschaft die unterschiedlichen Ansprüche an den Wald vereinen kann und das Ökosystem Wald nachhaltig schützt.