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Monthly Archives: Januar 2018

Der Eichenwald – Ein artenreiches Biotop

Unser letzter Blogeintrag widmete sich den deutschen Buchenwäldern, der dominantesten heimischen Laubbaumart. Neben den Buchen zählt auch die Eiche zu den wichtigsten Wald bildenden Laubhölzern in unseren Gefilden. Europaweit sind 24 Eichenarten heimisch, von denen nur zwei deutlich dominieren: die Stiel-, und die Traubeneiche.

Eichen sind beständige und robuste Bäume, von denen viele 400 bis 700 Jahre oder im Einzelfall bis zu 1000 Jahre alt werden können. Das durchschnittliche Alter einer Eiche in deutschen Wäldern liegt bei 102 Jahren. Zum Vergleich: Buchen werden im Schnitt 100 und Tannen 96 Jahre alt. Doch nicht nur ihr hohes Alter, sondern auch die Wuchshöhe ist erstaunlich. Eine Eiche wächst im Durchschnitt zwischen 25 und 40 Meter hoch, in seltenen Fällen sogar bis zu 60 Meter, wobei ihr Stammdurchmesser bis zu 3 Meter erreichen kann.

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Ebenso wie die Buchen, sind auch Eichen anpassungsfähige Bäume, die sich vorzugsweise dort behaupten können, wo es andere Baumarten eher schwer haben. Beispielweise auf sehr nassen, schlecht belüfteten Böden, an trockenen, warmen Hängen, auf saurem Grund oder auch in niederschlagsarmen Regionen. Der entscheidende Grund hierfür liegt in der hohen Lichtbedürftigkeit der Eichen. Denn bei zu hoher Konkurrenz und Beschattung durch andere Baumarten, können die Eichen ihren Bestand nur schwer halten oder ausbreiten. Dadurch sind die Bäume gezwungen sich eine eigene Nische zu suchen.

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Trotzdem tritt die Eiche oft gemeinsam mit anderen Baumarten auf und bildet Mischwälder, in denen auch Buchen, Birken oder Ahorn-Arten wachsen. Gerade durch diese Vielfalt zählen Eichenwälder zu den artenreichsten Biotopen überhaupt, denn sie bieten zahllosen Tier-, und Pflanzenarten einen Lebensraum und leisten hierdurch einen bedeutenden Beitrag für die hiesige Artenvielfalt. Wie kein anderer Baum stellen Eichen für unzählige Vögel, Insekten und auch Kleinorganismen sowohl Habitat als auch Nahrungsquelle dar. Besonders deutlich wird dies Anhand einiger Beispiele: über 100 Käferarten, rund 400 Schmetterlingsarten und Hunderte weitere Insektenspezies leben direkt oder indirekt von der Eiche. Zudem gibt es unter den Pilzen, Flechten und Moosen viele Spezialisten, die zum Teil ausschließlich auf den Blättern oder der Borke der Eichen überleben können. Viele Tiere ernähren sich darüber hinaus von den extrem nahrhaften Eicheln, unter anderem Wildschweine, Eichelhäher oder Siebenschläfer. Die ersten keimfähigen Früchte können die Bäume jedoch erst im Alter von rund 60 Jahren bilden.

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Der besondere Wert der heutigen Eichen, und Eichenmischwälder in Deutschland gründet hauptsächlich in ihrer hohen Bedeutung für die biologische Vielfalt. Einige dieser Lebensräume sind nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geschützt und sollen so erhalten werden.

Die Vielfalt unserer Wälder

Wälder bedecken fast ein Drittel der Fläche Deutschlands. In den etwa 11,4 Millionen Hektar Wald wachsen rund 90 Milliarden alte und junge Bäume. Auch wenn viele Wälder aus der Ferne ähnlich anmuten, haben sich in unterschiedlichen Lagen eigene Waldtypen herausgebildet, in denen meist bestimmte Baumarten dominieren.

Kein anderer Laubbaum kommt in deutschen Wäldern so häufig vor, wie die Buche. Mit einem Anteil von 15 Prozent ist die Buche der dominanteste heimische Laubbaum und zählt gleichzeitig zu den derzeit erfolgreichsten Pflanzenarten Europas.

Buchen sind konkurrenzstarke und sehr anpassungsfähige Bäume, die unter verschiedensten Standortbedingungen gedeihen können. Im Hinblick auf den Nährstoffgehalt und die Feuchtigkeit des Bodens sowie die klimatischen Bedingungen, tolerieren Buchen weite Spannbreiten und sind somit in der Lage, sich im ökologischen Wettbewerb gegen viele andere Baumarten durchzusetzen. Ohne menschliche Eingriffe wären sogar bis zu 75 Prozent des deutschen Waldes von Buchen bedeckt.

Doch trotz ihrer Dominanz lässt sie auch anderen Spezies genügend Lebensraum, sodass sich Buchenwälder zu weltweit einzigartigen, sehr artenreichen Ökosystemen entwickeln konnten. Je nach Topografie, Klima und Bodenbeschaffenheit sind in Buchenmischwäldern auch viele andere Baumarten wie Stieleichen, Tannen oder Bergahorn zu finden. Die botanische und faunistische Vielfalt in Buchenwäldern ist beeindruckend: neben knapp 200 Blütenpflanzen, wurden rund 6.800 Tierspezies in Buchenwäldern nachgewiesen, darunter 27 Säugetier-, 70 Vogel-, 380 Würmer- und Tausende von Insektenarten.

 

Buchenwald
Buchenwald

Ein alter Buchenwald wirkt nahezu „aufgeräumt“, denn am Boden zwischen den bis zu 35 Meter hohen Bäumen entfaltet sich nur wenig Unterwuchs. Der recht kahle Waldboden ist ein Indikator für die ausgeprägte Konkurrenzstärke der Buchen, deren Baumkronen in den Sommermonaten ein dichtes Blätterdach bilden. Selbst bei intensivem Sonnenschein dringt nur wenig Licht bis ins Unterholz vor, denn die Blätter nutzen einen Großteil des Sonnenlichtes zur Photosynthese – nur knapp 3 Prozent erreichen den Waldboden. Da nur wenige Pflanzenarten mit diesen Lichtverhältnissen zurechtkommen, setzen sich im Unterwuchs der Buchenwälder nur einige Spezialisten durch. Dies sind meist krautartige Pflanzen, welche die kurze Zeit im Frühjahr nutzen, in der die Buchenblätter noch nicht ausgetrieben sind, die Tage aber bereits länger und wärmer werden. Zu diesen Frühblühern und Vorboten des Frühlings zählen unter anderem Schneeglöckchen, Bärlauch, Krokusse und Buschwindröschen.

Die bemerkenswerte Biodiversität des Ökosystems Buchenwald und dessen wichtige Rolle im Artenerhalt, veranlasste die UNESCO 2011 dazu, fünf naturbelassene deutsche Buchenwälder in die Liste des Weltnaturerbes aufzunehmen.