Die Großindustrie macht 25 Milliarden Euro mit Luftverschmutzung!
Wer die Luft verschmutzt, soll zahlen – das war die Idee des Emissionshandels. Nun zeigt sich: Die Luft ist kaum besser geworden, viele Großkonzerne aber reicher. Nach Informationen des SPIEGEL machen sie Milliarden mit Gratiszertifikaten.
Die europäische Großindustrie hat durch Sonderrechte im EU-Emissionshandelssystem in den vergangenen Jahren 25 Milliarden Euro Extraeinnahmen abgeschöpft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Nichtregierungsorganisation Carbon Market Watch (CMW). Basis der Untersuchung waren Unternehmenszahlen energieintensiver Konzerne in den 20 wirtschaftsstärksten EU-Ländern. Untersucht wurde der Zeitraum zwischen 2008 und 2015.
„Die Zahlen zeigen, wie leicht aus Schmutz Geld zu machen ist, und wie sehr das von der Lobby weichgekochte CO2-Handelssystem versagt hat“, sagt Agnes Brandt von CMW. Das liegt an den kostenlosen Emissionszertifikaten, die Staaten an Unternehmen aus energieintensiven Branchen wie Stahl oder Zement verteilen durften. Da die Konzerne mehr bekamen, als sie brauchten, fluten sie das System mit Verschmutzungsrechten.
Zudem reichen viele trotz der Gratiszertifikate Emissionskosten, die ihnen noch gar nicht entstanden sind, bereits an Kunden weiter. Keinem Land kamen diese Lücken des Systems mehr zugute als Deutschland, wo die Schwerindustrie laut Studie mit 4,7 Milliarden Euro profitierte. Allein die Zementriesen LafargeHolcim und HeidelbergerCement (mit der Tochter Italcementi) strichen laut CMW gut 1,7 Milliarden Euro ein. Der Effekt dieses Ausverkaufs: Eine Tonne CO2 in die Luft zu blasen, ist im Moment mit rund 4,50 Euro kaum teurer als ein großer Becher Kaffee.
Das Klimaziel, bis 2030 rund 40 Prozent weniger CO2 auszustoßen als 1990, ist Experten zufolge kaum mehr zu erreichen.
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/emissionshandel-luftverschmutzung-macht-grosskonzerne-reich-a-1124172.html